Buchveröffentlichung:
GARZ, DETLEF (2021): Von den Nazis vertrieben: Autobiographische Zeugnisse von Emigrantinnen und Emigranten. Das wissenschaftliche Preisausschreiben der Harvard Universität aus dem Jahr 1939. (Qualitative Fall- und Prozessanalysen. Biographie – Interaktion – soziale Welten). Opladen: Barbara Budrich.
Verlagstext: „Wie veränderten sich unter der Nazi-Herrschaft Leben und Alltag derer, die verfolgt wurden? Ein außergewöhnliches wissenschaftliches Preisausschreiben der Harvard Universität stellt im Jahr 1939 diese Frage und sammelt über 180, zum Teil umfangreiche autobiographische Manuskripte von Emigrantinnen und Emigranten aus dem nationalsozialistischen Deutschland sowie aus Österreich. Der Korpus ist bis heute weitgehend unerschlossen. Detlef Garz widmet sich in umfassender Weise dem Preisausschreiben und rückt die Lebensgeschichten der Teilnehmenden in den Mittelpunkt: ausführliche Erfahrungen des Lebens vor 1933, das (Er-)Leiden, der Widerstand, die erfolgte Emigration zwischen 1933 und 1939 sowie die Ankunft und Neueinrichtung in den aufnehmenden Ländern. Er errichtet damit ein Fundament, sowohl zur Erschließung der autobiographischen Materialien als auch zum Verständnis exemplarischer Lebensverläufe sowie des Konzepts der (moralischen) Aberkennung.
Im ersten Teil des Buches zeigt der Autor, woher diese außergewöhnlichen autobiographischen Materialien stammen, wie sie gewonnen wurden, und welche Ergebnisse sie gezeitigt haben. Im Fokus steht das ‚wissenschaftliche Preisausschreiben‘ der Harvard Universität „An alle, die Deutschland vor und während Hitler gut kennen“ aus dem Jahr 1939. Vorgestellt werden die Lebensgeschichten von zwei Männern und zwei Frauen: Ein Kaufmann, eine Sozialarbeiterin, ein Journalist und eine promovierte Chemikerin, die als Wissenschaftlerin und Hundezüchterin tätig war. Hilde Rosa Stern ging in die USA und ‚kehrte‘ dann in die DDR ‚zurück‘, Carl Paeschke emigrierte in die Schweiz und blieb dort, Rudolfine Menzel ging nach Palästina, das spätere Israel, Alfred Fabian emigrierte nach Shanghai und daran anschließend in die USA. Ging? Gehen musste – gehen konnte. Im dritten Teil des Buches werden die autobiographischen Entwicklungen, die Bildungsgeschichten, unter dem anthropologischen bzw. moralischen Aspekt der Anerkennung durch andere, aber mehr noch dem der Aberkennung, der Nichtgewährung und schließlich dem Entzug von Solidarität, Recht und der Nächsten- oder Menschenliebe, anhand der Verbindung von theoretischen Überlegungen und Fallbeispielen entfalten.“
Weitere Informationen (u.a. Inhaltsverzeichnis u. Leseprobe) auf der Internetseite des Verlages