„Ja, ich würde viel lieber mit Ihnen weiterforschen“* – zur Erinnerung an Ulrich Oevermann.

Der Begründer der Objektiven Hermeneutik, Ulrich Oevermann, ist am 11. Oktober des Jahres 2021 verstorben.  Oevermann war seit 1977 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2008 Professor für Soziologie und Sozialpsychologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. In seinen letzten Lebensjahren hat er in Bern trotz schwerer Erkrankung bis zuletzt unverdrossen, tapfer und ohne Klage gearbeitet. Beispielsweise denke ich an die langen Videokonferenzen im Rahmen unserer study group am Hanse-Wissenschafts-Kolleg in Delmenhorst,1 an denen er vom Krankenbett aus in der ihm eigenen, klar strukturierten und gelegentlich unerbittlichen Strenge der Argumentation mitgewirkt hat oder seine Beiträge zur Arbeitsgruppe WEITER…

Objektive Hermeneutik in Wissenschaft und Praxis

Die Objektive Hermeneutik ist mittlerweile in der Soziologie und anderen Sozialwissenschaften weit verbreitet. Gleichwohl fehlt eine eingängige Gesamteinführung, die die Arbeit mit und das Erlernen der Forschungsmethode der Objektiven Hermeneutik fundiert und fasslich ermöglicht. Die Bedeutung der materialen Fragestellung für das methodische Vorgehen in der Objektiven Hermeneutik macht ein solches Unterfangen schwierig. Eine reine Methodeneinführung ist der Objektiven Hermeneutik nicht angemessen. Um den gleichwohl berechtigten vorhandenen Wünschen nach einer entsprechenden Einführung nachkommen und der Besonderheit der Objektiven Hermeneutik gerecht werden und also die Sachangemessenheit der Methode integral in ihre Darstellung aufnehmen zu können, wird ab diesem Jahr 2021 eine Reihe von Lehrbüchern erscheinen, in denen die Einführung in die Objektive Hermeneutik jeweils an einem Beispiel, das aus materialen Forschungen hervorgegangen ist, erfolgt. WEITER…