Nachruf für Stefan Heckel

Mit Bestürzung haben wir die Nachricht erhalten, dass eines unserer langjährigen Vereinsmitglieder, Dr. Stefan Heckel, durch einen Unfall verstorben ist. Stefan Heckel war wahrscheinlich besonders denjenigen Mitgliedern unseres Vereins gut bekannt, die an der Professur von Ulrich Oevermann studiert und geforscht haben, war er dort doch über lange Zeit ein sehr präsenter Kollege, vielseitig interessiert, gesellig und offen für den intellektuellen Austausch. Auf der vorletzten Arbeitstagung der AG Objektiven Hermeneutik hatte er auch wieder einen Vortrag beigetragen.

Wir verweisen an dieser Stelle auf einen Nachruf, der auf den Internetseiten der Initiative „Freiheit statt Vollbeschäftigung“ erschienen ist, die Stefan Heckel mitbegründet hat. >>Nachruf für Stefan Heckel

Stefan Heckel kam aus der Sozialen Arbeit zur Objektiven Hermeneutik und Soziologie. Er war später auch wieder im Bereich der Sozialen Arbeit berufstätig, unter anderem am Institut für pädagogische Diagnostik in Siegburg. In seiner 423 Seiten umfassenden Diplomarbeit von 1995 „Adoleszenzkrise und rechtsradikale Einstellungen und Taten und ihre Motivationen unter den Krisenbedingungen der ‚Wende‘“ bewies er ein großes Gespür für relevante gesellschaftliche Entwicklungen. So bemerkte er schon damals, dass in der ostdeutschen Alterskohorte der Adoleszenten der Zeit der Wiedervereinigung der Rechtsradikalismus eine besondere Virulenz bekam. Heute wissen wir, dass es genau diese Alterskohorte war, aus der später die rechtsextremen Terroristen des sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrunds“ NSU hervorgegangen sind. Stefan Heckel, der seine Forschung kooperativ zusammen mit Stefan Moritz betrieb, hat in seinen biografischen Interviewanalysen bemerkt, dass die Gründe für diese besondere Virulenz nicht zuletzt in den spezifischen Umständen einer Adoleszenz im Übergang von der DDR zum wiedervereinigten Deutschland zu finden waren. Heute ist dies nicht zuletzt auch durch eine Reihe von literarischen Beiträgen von Angehörigen dieser Alterskohorte breit dokumentiert.

Forschung & Lehre in Soziologie, Pädagogik & Soziale Arbeit at Universität Kiel | | Internetseite | + Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

acht − 7 =